Vor einigen Wochen wurde ich von der Redaktion des ARD-Magazins Panorama zum Thema Krebserkrankungen bei jungen Menschen interviewt. Leider wurden einige meiner Aussagen zum Teil nur verkürzt dargestellt oder mit fehlendem Kontext. Gerne möchte ich daher meine Aussagen einordnen:
Als Arzt und Gesundheitspolitiker nehme ich das Thema Krebs bei jungen Menschen ausgesprochen ernst. Jeder Mensch, der an Krebs erkrankt, ist einer zu viel. Als Arzt, der 35 Jahre im Krankenhaus gearbeitet hat, kenne ich selbst viele bedrückende Schicksale und das Leid vieler Krebspatient*innen.
Bei den jungen Krebspatientinnen und -patienten, die in dem Beitrag zu Wort kamen, ging es überwiegend um zu spät gestellte Diagnosen. Es ist unstrittig und sehr wichtig, Symptome auch bei jüngeren Menschen immer ernst zu nehmen und Erkrankungen früh zu diagnostizieren und zu behandeln. Das ist eine wichtige ärztliche Aufgabe, die viel Leid verhindern kann.
Bei Screening-Untersuchungen sollen darüber hinaus Krankheiten in einem Stadium entdeckt werden, in dem sie noch keine Symptome verursachen und so der Ausbruch der Krankheit verhindert werden. Bei jedem Screening-Programm müssen Nutzen und Schaden der Untersuchung genau miteinander ins Verhältnis gesetzt und gut abgewogen werden. Der Nutzen besteht im Entdecken einer Erkrankung in einem frühen Stadium. Ein Schaden kann zum Beispiel durch Komplikationen bei einer Darmspiegelung oder durch Einblutungen nach einer Gewebebiopsie aufgrund eines falsch positiven Screening-Ergebnisses entstehen. Wir haben in Deutschland sehr nützliche und wichtige Screening-Programme gerade im Bereich der Krebs-Früherkennung, die zweifelsohne einen großen Beitrag für die Gesundheit der Menschen in unserem Land leisten.
Die dafür zuständigen Institutionen und die Gremien der Selbstverwaltung in unserem Gesundheitswesen beobachten den Nutzen und die Altersgrenzen bei den Screening-Programmen laufend und passen diese, wenn erforderlich, an. Dies habe ich in meinen Aussagen zum Ausdruck gebracht. Ich habe mich dabei weder für noch gegen eine Änderung der Altersgrenzen beim Screening auf Dickdarm oder Brustkrebs ausgesprochen, sondern lediglich auf die oben genannten allgemeinen Zusammenhänge hingewiesen und deutlich gemacht, dass die politischen Gremien in unserem Land ihre Aufgaben sehr ernst nehmen. Ich habe auch keine Aussagen zur Frage einer Zunahme einzelner Krebsarten gemacht, sondern in einer Stellungnahme lediglich deutlich gemacht, dass nicht alle diesbezüglichen Studien wichtige wissenschaftliche Standards beachtet haben.
In dem Beitrag fehlten rund um meine Aussagen häufig der nötige Zusammenhang; Prof. Streif, der meine Aussagen kommentiert hat, habe ich persönlich nicht gesprochen und hatte keine Gelegenheit in Rede und Gegenrede meine Standpunkte zu verdeutlichen.
Anders als in dem Beitrag suggeriert habe ich nicht die Haltung des Bundesgesundheitsministeriums kommentiert und diesen Anspruch nie erhoben.
Als Gesundheits- und Umweltpolitiker habe ich in dem Interview auf zahlreiche Umweltbelastungen als mögliche Ursache für Krebs im jungen Lebensalter hingewiesen. Für diese Zusammenhänge ist mehr Forschung nötig, um Krebs vermeiden zu können. Leider wurden diese Aussagen von mir nicht gesendet.
Kurz zusammengefasst: Krebs in jedem Lebensalter und insbesondere bei jüngeren Menschen stellt ein großes und ernstzunehmendes Problem und die Ursache für viel Leid dar. Dieses Thema wird von mir und der Gesundheitspolitik insgesamt keinesfalls vernachlässigt.