Der Bundestagsabgeordnete Prof. Dr. Armin Grau hat sich zu einem ausführlichen Gespräch über aktuelle Probleme in der ambulanten Pflege mit den Leiter*innen der sieben ökumenischen Sozialstationen in Ludwigshafen, Frankenthal, Neustadt, Schifferstadt, Böhl-Iggelheim, Lambsheim und Limburgerhof getroffen. Die sieben Sozialstationen haben rund 900 Mitarbeitende, die rund 3000 Pflegebedürftige betreuen und medizinische Behandlungspflege, körperbezogene Pflege, betreuende und hauswirtschaftliche Leistungen erbringen. Unisono stellen die Leiter*innen fest, dass die ambulante Pflege in Öffentlichkeit und Politik unzureichend wahrgenommen wird und auch in der Corona-Pandemie etwa bei der Ausrüstung mit Schutzkleidung zunächst vernachlässigt wurde.
„Fast 30% der Pflegebedürftigen werden in Deutschland von ambulanten Pflegediensten wie uns versorgt. Ohne uns wären viel mehr Pflegebedürftige im Pflegeheim oder häufiger in Krankenhäusern. Dabei leiden wir unter einem massiven Fachkräftemangel und müssen heute bereits Anfragen von Pflegebedürftigen nach einer Versorgung immer wieder ablehnen; und das Problem nimmt zu, weil die Zahl der Berufsaussteiger*innen die der Auszubildenden deutlich übersteigt“, stellt Frau Pfirrmann von der Sozialstation in Ludwigshafen fest. „Wir werden nach einzelnen Leistungen bezahlt, machen aber häufig viel mehr und erfassen die ganze Situation des Pflegebedürftigen, was – wie auch die aufwändige Dokumentation – nicht angemessen bezahlt wird. Um kostendeckend arbeiten zu können, sind unsere Touren eng getaktet, der Druck ist hoch und die Zeit für Zuwendung und Fürsorge fehlt oft. Das Gehalt entspricht nicht unserer Verantwortung und unsere Kompetenzen sind zu sehr beschnitten, z.B. dürfen keine einfachen medizinischen Leistungen ohne Anordnung des Arztes erbracht werden.“
Dazu erklärt Armin Grau: „Die Fachkräfte in der ambulanten Pflege brauchen dringend mehr Kompetenzen, etwa bei der Verschreibung von Hilfsmitteln; dafür wollen wir in der Ampelregierung mit einem Heilberufsgesetz sorgen. Die Pflegekräfte benötigen auch mehr Freiheiten bei der Verrichtung ihrer Aufgaben. Eine bessere Vergütung der Leistungen und eine 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich für die Pflegekräfte sind wichtige politische Ziele. Gleichzeitig besteht aber aktuell eine deutliche Unterfinanzierung der Pflegeversicherung. Hier müssen wir in der Ampelregierung für politische Lösungen sorgen. Ambulante Pflege muss sichtbarer werden und wir als Gesellschaft müssen ihr mehr Wertschätzung zukommen lassen.“