Zum Entwurf des siebten Armuts- und Reichtumsbericht äußert sich der arbeits- und sozialpolitische Sprecher der Grünen Bundestagsfraktion Armin Grau wie folgt:
Wir haben in Deutschland eine erhebliche soziale Schieflage. Mehr als jeder sechste Mensch lebt in Armut in unserem reichen Land. Die Chancen auf gesellschaftlichen Aufstieg sind für viele Menschen gering. Statt der fehlgeleiteten Bürgergelddebatte der Bundesregierung muss dringend die Gerechtigkeitslücke in den Blick genommen werden. Denn der Bericht zeigt auch, dass soziale Ungleichheit politische Teilhabe für benachteiligte Bevölkerungsgruppen einschränkt und so Demokratie und Zusammenhalt gefährdet. Dem Bericht zufolge konnten die Menschen in Deutschland in den letzten Jahren reale Wohlstandsgewinne erzielen, von denen aber Haushalte mit hohen Einkommen viel mehr profitieren haben als solche mit niedrigeren Einkommen. Entsprechend haben sich bei den Einkommen die Verteilungsmaße verschlechtert. Gleichzeitig ist Armutsrisikoquote von 2010 bis 2020 von 14,1 auf 17,6 Prozent angestiegen. 2024 mussten 11,4% der Bevölkerung aus finanziellen Gründen auf wesentliche Güter, Dienstleistungen und soziale Aktivitäten verzichten. Das ist für ein reiches Land wie Deutschland ein inakzeptabler Zustand. Die Vermögen in Deutschland nehmen zu, aber auch hier bleibt die Ungleichverteilung auf einem hohen Niveau. Die untere Hälfte der Haushalte verfügt konstant über einen sehr geringen Vermögensanteil von rund 3 %. Die Möglichkeit bei den Vermögen innerhalb unserer Gesellschaft aufzusteigen ist sehr begrenzt und hat in den vergangenen Jahren sogar abgenommen. Das liegt auch an einer sehr ungleichen Verteilung der Erbschaften und Schenkungen. Die obersten zehn Prozent der Begünstigten erhielten fast die Hälfte aller übertragenen Erbschaften und Schenkungen, die unteren fünfzig Prozent aber nur rund sieben Prozent.Das zeigt, dass wir ganz dringend eine Reform der Erbschaftsteuer brauchen und hohe Erbschaften stärker besteuern müssen.