Im Rahmen seiner Sommertour 2024 hat der Grüne Bundestagsabgeordnete Armin Grau im Jobcenter Vorderpfalz-Ludwigshafen und in der Arbeitsagentur Ludwigshafen hospitiert und sich mit Jobcenter-Geschäftsführerin Anja Winnefeld, Arbeitsagenturleiter Daniel Lips, sowie vielen ihrer Mitarbeitenden ausgetauscht.
Dazu erklärt Armin Grau:
„Mein Tag begann im Jobcenter dort, wohin Menschen ohne Termin kommen: an der „Kundentheke“. Ein älterer Kunde, der eine Gehhilfe benutzt, hat seinen Rucksack mit allen Wertsachen verloren und braucht akut Geld, einem ausländischen Kunden wurde das Konto gesperrt, bei einem dritten wurden die Zahlungen eingestellt, weil die Post als unzustellbar zurückkam. Die drei Kundenberaterinnen haben für alle Probleme eine Lösung und gehen ruhig und sachlich auf die Kunden ein. Anschließend kann ich bei zwei Beratungsgesprächen dabei sein. Ein jüngerer Kunde ist aus gesundheitlichen Gründen seit vielen Jahren arbeitslos. Jetzt geht es ihm besser und er sucht eine Teilzeitstelle. Sein Wunsch: eine Qualifizierung zum Staplerfahrer. Der Berater bespricht mit dem Kunden mögliche Alternativen, schließt mit ihm eine schriftliche Kooperationsvereinbarung und macht einen Termin beim „Team Qualifizierung“. Eine junge ausländische Kundin mit schlechten Deutschkenntnissen und ohne Schulabschluss, Berufsausbildung oder bisherige Arbeitstätigkeit sucht einen Teilzeit-Job. Der Kooperationsplan für sie sieht eine Arbeitsgelegenheit bei der Stadt vor zu 1,76€ pro Stunde, die zusätzlich zum Bürgergeld ausbezahlt werden. Noch in dieser Woche gibt es einen Termin bei der Stadtverwaltung. Die Beratenden gehen sehr wertschätzend mit den Kundinnen und Kunden um, machen aber immer auch klar, dass das Bürgergeld nicht bedingungslos ausbezahlt wird. Ein Berater sagt, dass mit dem Bürgergeld stärker auf Kooperation gesetzt wird als früher bei Hartz IV und dass die Sanktionen, die er begrüßt und die wieder mehr verschärft wurden, auch hohe bürokratische Aufwände verursachen.
Zuletzt war ich Gast beim Arbeitgeberservice der Arbeitsagentur, der sich um die Fachkräfteanwerbung aus dem Ausland und die Qualifizierung der Arbeitnehmer kümmert. Mit dem Aus- und Weiterbildungsgesetz hat die Ampel deutlich bessere Fördermöglichkeiten geschaffen, bezahlt werden etwa Lehrgangskosten und Zuschüsse zum Gehalt. Die Beratung sei jetzt aktiver geworden, berichten die Mitarbeitenden, Geld wäre auch noch mehr da, es wird bislang von den Betrieben aber noch nicht ausreichend abgerufen. Was ich von dem Tag vor allem mitnehme: Die Beratenden haben einen schwierigen Job, aber sie sind sehr professionell, empathisch im Umgang, aber klar in der Sache und sehr effizient. Gerade in Zeiten eines ausgeprägten wirtschaftlichen Wandels wie aktuell ist ein sicheres soziales Netz sehr wichtig.“
Anja Winnefeld ergänzt: „Es ist bundesweit einmalig, dass ein Jobcenter wie unseres gleich drei Städte und einen Landkreis betreut. Wir sind damit das größte Jobcenter in Rheinland-Pfalz. Die Abrechnung für vier Kommunen ist zwar aufwendig, aber durch unsere Größe sind wir auch effizient und nach der langen gemeinsamen Zusammenarbeit ein eingespieltes Team.“
Daniel Lips führt aus: „Den Arbeitgeberservice haben wir in letzter Zeit deutlich personell verstärkt, um noch intensiver mit Arbeitgebern über die bestehenden Fördermöglichkeiten bei der Einstellung und Weiterbildung von Beschäftigten zu reden. Damit haben wir gute Erfahrungen gemacht.“
Hintergrund:
Das Jobcenter Vorderpfalz-Ludwigshafen hat rund 400 Beschäftigte und betreut etwa 16.000 Bedarfsgemeinschaften, zu denen rund 24.000 erwerbsfähige Leistungsbezieher und ihre Angehörigen sowie Menschen gehören, die zusätzlich zu ihrem Lohn Bürgergeld beziehen, sogenannte Ergänzer. Die Zahl der Bürgergeldbeziehenden hat in der Region in den letzten 12 Monaten um 8,9% zugenommen. Die Beraterinnen betreuen je rund 350-400 Kundinnen und Kunden, führen im Mittel etwa 20 persönliche Kundengespräche pro Woche und sollen rund 60% ihrer Zeit für Gespräche verwenden. Die Arbeitsagentur beschäftigt rund 170 Mitarbeitende und betreut etwa 6100 Arbeitslose, deren Zahl im letzten Jahr um 5,5% zunahm.