Das Statistische Bundesamt hat am Montag neue Zahlen zur hausärztlichen Versorgung veröffentlicht. Dazu erklärt der Grüne Gesundheitspolitiker und Arzt Armin Grau:
„In Deutschland versorgen Hausärztinnen und Hausärzte im Durchschnitt 1264 Personen. Der Richtwert für die Bedarfsplanung von einem Hausarzt je etwa 1.600 Einwohnern, der abhängig von der Krankheitsstruktur zwischen rund 1.400 und 1.800 Einwohnern schwanken kann, wird damit in Deutschland eingehalten. Wie aber eine Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage von mehreren Kolleginnen und Kollegen und mir gezeigt hat, besteht in 15 von 985 Planungsbereichen, sogenannte Mittelbereiche, Unterversorgung und in 87 Mittelbereichen droht Unterversorgung. Eine reine Durchschnittsbetrachtung täuscht also darüber hinweg, dass in einzelnen, vor allem ländlichen Regionen, die Planzahlen nicht mehr erfüllt werden.
Das Hauptproblem besteht darin, dass 41% der Hausärztinnen und Hausärzte 60 Jahre oder älter sind und damit in absehbarer Zeit aus dem Berufsleben ausscheiden werden. Aber es gibt gute Konzepte gegen den Hausärztemangel, wie beispielsweise das HÄPPI-Konzept des Hausärztinnen und Hausärzteverbands. HÄPPI steht für „Hausärztliches Primärversorgungszentrum – Patientenversorgung Interprofessionell“ und baut auf eine konsequente Digitalisierung und auf ein Team mit starker Beteiligung nicht-ärztlicher Gesundheitsfachberufe. So werden Hausärztinnen und -ärzte entlastet und die Praxis kann insgesamt mehr Menschen versorgen. Junge Ärztinnen und Ärzte bevorzugen heute oft eine Anstellung in einer Praxis, zum Beispiel in einem Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ). Auch Kommunen können MVZ gründen. Sie springen oft ein, wenn sich andere Träger nicht finden. Die Gründung kommunaler MVZ muss aber erleichtert werden.
Ganz entscheidend ist das Konzept der Primärversorgung mit wirkungsvoller Digitalisierung und einem Team zur Entlastung der Hausärztinnen und Hausärzte. Das muss die Bundesregierung bald umsetzen.
