Im Rahmen meiner Sommertour bin ich zusammen mit Mareike Leckinger und Lena Fröhlich vom Grünen Kreisvorstand in Frankenthal und Klaus-Peter Spohn-Logé von Gewerkschafts-Grün der Einladung von Amazon gefolgt und habe das große Logistik-Zentrum in Frankenthal besucht.
Nicole Stöber, die Standortleiterin, Jörg Döring, der Betriebsratsvorsitzende, und Mareike von Frieling von der Public-Policy-Abteilung standen uns über eineinhalb Stunden Rede und Antwort und haben uns anschließend noch durch Teile des 12 Fußballfelder großen Werks geführt.
In Frankenthal arbeiten rund 2.200 Mitarbeitende, davon 1.900 als angelernte Arbeitskräfte, 15 Auszubildende sowie 12 Studierende im dualen Studium. Die Mitarbeitenden kommen aus sage und schreibe 91 Nationen. Der Einstiegslohn liegt aktuell bei 16,05 Euro und damit deutlich über dem Mindestlohn und steigt mit der Betriebszugehörigkeit. Wir hatten Gelegenheit, uns ein Bild davon zu machen, dass die Arbeit aber auch sehr anstrengend ist. In Frankenthal werden nur kleinere Gegenstände gelagert und ausgeliefert, große Gewichte müssen nicht gehoben werden. Dafür bestücken die Beschäftigten in hohem Tempo und mit zig schnellen Armbewegungen selbstfahrende Lagerregale oder entnehmen ihnen die Waren, die ausgeliefert werden. Eine Schicht geht acht Stunden und es gibt pro Schicht nur eine Pause. Ich glaube, jede und jeder ist nach so einem Arbeitstag berechtigt müde und hat sich seinen Lohn voll und ganz verdient.
Leider hat Amazon keinen Tarifvertrag abgeschlossen und legt die Löhne und Gehälter selbst fest.
Die Arbeitsleistung der Mitarbeitenden wird erfasst, und es gibt ein Benchmarking innerhalb der Abteilungen, aber keine Akkordnormen. Der Leistungsdruck dürfte dennoch nicht unerheblich sein.
Innerhalb des Lagers bewegen sich die Lagerregale selbständig. Dorthin gehen Beschäftigte nur, wenn eine Ware herausfällt oder sonst etwas Besonderes passiert. Die sich drehenden, vor- und rückwärtsfahrenden Regale haben etwas Tänzerisches an sich und erinnern an ein modernes Ballett. Zusammenstöße vermeiden sie geschickt.
Beim Ein- und Auspacken der Regale und beim Packen der Pakete werden weiterhin viele Menschen gebraucht – von der menschenlosen Lagerhalle sind wir noch weit entfernt, glücklicherweise.
Im nächsten Jahr stehen Betriebsratswahlen an; bei Amazon in Frankenthal werden es die dritten sein. Bei den ersten beiden Betriebsratswahlen bewarben sich zahlreiche Listen, nur leider keine von Ver.Di.. Ich wünsche mir sehr, dass im nächsten Jahr eine gewerkschaftliche Liste zustande kommt und bei der Wahl erfolgreich abschneidet. Starke Gewerkschaften werden in einem Unternehmen wie Amazon sicher gebraucht.
Gerade für Mareike und Lena als Kommunalpolitiker*innen war auch der Weg zur Arbeit ein wichtiges Thema. Amazon bietet ein kostenloses Deutschland-Ticket an, die Verbindungen mit ÖPNV sind aber nicht aus allen Richtungen gut und auch die Radwege rund ums Werk müssen besser ausgebaut werden.
Wir alle vier haben wichtige Anregungen für unsere politische Arbeit mitgenommen von dem Besuch.
E-commerce ist heute nicht mehr wegzudenken, doch auch der Einzelhandel vor Ort braucht eine gute Zukunft – gerade mit Blick auf die Innenstädte.


