v.l.n.r Katrin Winter, Janine Drost, Manuela Orlik, Prof. Dr. Armin Grau MdB, Kordula Schulz-Asche MdB, Sabine Pfirrmann und Christopher Kropp
Gespräch der Grünen-Bundestagsabgeordneten Kordula Schulz-Asche und Prof. Dr. Armin Grau mit Vertreter*innen der Ökumenischen Sozialstationen des Kooperationsverbundes Vorderpfalz
Die grüne Bundestagsabgeordnete Kordula Schulz-Asche aus dem Wahlkreis Main-Taunus, ausgebildete Pflegefachkraft und Berichterstatterin für Pflege- und Altenpolitik und der grüne Bundestagsabgeordnete Armin Grau aus Altrip, Berichterstatter für Krankenhäuser und ambulante Versorgung haben sich zu einem ausführlichen Gespräch mit Vertreter*innen der Ökumenischen Sozialstationen über die Lage der ambulanten Pflege getroffen. Von Seiten der Sozialstationen nahmen Sabine Pfirrmann, Geschäftsführerin der Sozialstation Ludwigshafen, Manuela Orlik, Geschäftsführerin der Sozialstation Frankenthal, Katrin Winter und Janine Drost von der Sozialstation Böhl-Iggelheim und Christopher Kropp Vorstandsmitglied der Sozialstation Rhein-Pfalz Ost (Limburgerhof/ Schifferstadt) teil.
Die Vertreterinnen der Sozialstationen beschrieben sehr eindringlich die schwierige finanzielle Situation der ambulanten Pflege, die die immer mehr Pflegedienste in wirtschaftliche Schwierigkeiten bringt. „Die Probleme ergeben sich einerseits aus den viel zu niedrigen Erlösen für die zum Teil sehr aufwendigen Leistungen; zum Beispiel bekommen wir für die Medikamentengabe bei dementen Kunden nur 3,22 € (eine Herausforderung bei dementen Patienten), für eine komplizierte Wundversorgung nur 9,27€.
Notfallleistungen werden teilweise gar nicht bezahlt. Auf der anderen Seite sind die Kosten, v.a. für Energie, stark gestiegen und die Aufwände für Dokumentation und durch die ausgeprägte Bürokratie sehr hoch“, so Frau Pfirrmann. „Hinzu kommt der Fachkräftemangel; wir können längst nicht alle unsere Stellen besetzen“, ergänzt Frau Orlik. „Leider mussten wir unser Angebot in letzter Zeit zurückfahren und Anfragen Pflegebedürftiger ablehnen. Die Arbeit ist sehr anstrengend und der Krankenstand hoch“. Einhellig loben die Vertreter*innen der Sozialstationen die Arbeit der Pflegestützpunkte, die wichtige Beratungsarbeit leisten und dadurch entlasten, die Pflegekonferenz in Ludwigshafen und Frankenthal, die für die Vernetzung entscheidend ist und die gute Zusammenarbeit mit den Ärzten der GoLu. Kritik gibt es dafür am Entlassmanagement am Ende eines Krankenhausaufenthalts.
„Höhere Vergütungen sind dringend erforderlich. Eine Bezahlung nach der erforderlichen Zeit würden uns sehr helfen, das ist in Rheinland-Pfalz aktuell aber nicht möglich. Wir brauchen mehr Entlastung durch Pflegehilfskräfte, die zusätzliche Kompetenzen bekommen müssen, die deutschlandweit einheitlich festgelegt werden. Kürzere Arbeitszeiten zur gesundheitlichen Entlastung, weniger Bürokratie und mehr digitale Lösungen sind auch ganz wichtig“, so die Forderungen der Vertreter*innen der Sozialstationen.
Dazu erklärt Frau Schulz-Asche: „Wir müssen die ambulante Pflege dringend stärken und stabilisieren, um die Pflegebedürftigen in unserem Land weiterhin gut versorgen zu können und um unnötige stationäre Leistungen zu vermeiden. Ambulante Pflege ist ein elementarer Baustein in der Versorgung Pflegebedürftiger. Arbeitszeitreduktion bei vollem Lohnausgleich ist eine Forderung, die ich sehr unterstütze, auch um den Beruf attraktiver zu machen. Gleichzeitig müssen Pflegekräften mehr Aufgaben übertragen werden, für die sie bereits die Kompetenzen haben. Ganz wichtig ist es auch, Pflegebedürftigkeit zu verhindern. Dabei kann das Programm Gemeindeschwester Plus sehr helfen. Ich habe selbst 12 Jahre lang in Afrika gearbeitet und in Kenia gibt es beispielsweise ein integriertes Programm mit Deutschkursen vor Ort und anschließender Pflegeausbildung in Deutschland. Denn auch Pflegekräfte aus dem Ausland sind ein wichtiger Baustein bei der Lösung des Pflegeproblems.“
Armin Grau ergänzt: „Wir müssen dafür Sorge tragen, dass die ambulante Pflege erhalten bleibt und somit das Gesundheitssystem stützt. Ich habe viele konkrete Anregungen aus dem Gespräch mitgenommen. Pflegekräfte brauchen mehr Möglichkeiten der eigenständigen Verordnung. Die Abrechnungen sollten vereinfacht werden und den konkreten Zeitbedarf des Pflegebedürftigen berücksichtigen. Wir brauchen dringend Maßnahmen, die die ambulante Pflege entlasten und unsere Wertschätzung für diesen wichtigen Beruf zum Ausdruck bringen. In der Pflegestrukturplanung müssen neben ambulanter Pflege und Pflegeheimen vielfältige Angebote berücksichtigt werden wie Tages- und Nachtpflege oder Wohngemeinschaften.“
Beide Bundestagsabgeordneten bedanken sich für das offene und hilfreiche Gespräch, für Prof. Dr. Grau war es bereits das dritte Treffen mit den Sozialstationen seit der Bundestagswahl.