Dr. Armin Grau (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Abtrennung, Speicherung und Nutzung von CO2, also CCS und CCU, haben einerseits etwas sehr Attraktives an sich: Verschiffen, verpressen, weg damit – fraglos verlockend. Aber auf der anderen Seite stehen immer noch Risiken und offene Fragen, die Sie von der CDU/CSU in Ihrem Antrag überhaupt nicht erwähnen. Diese Technik ist extrem energie-, und damit, Herr Grundmann, auch sehr kostenintensiv.
(Dr. Rainer Kraft [AfD]: Das ist die Wasserstofferzeugung ja Gott sei Dank nicht!)
Es gibt offene Fragen bei Meeres- und Grundwasserschutz, Zielkonflikte bei der Landnutzung, die Gefahr seismischer Komplikationen. Die Frage ist auch, wo CO2 sicher gelagert werden kann. Da sagte Ihr Ministerpräsident Günther laut „Zeit Online“ kürzlich – Zitat –: „Klar ist, dass wir kein CO2 auf dem Festland speichern wollen.“ Da scheint es bei Ihnen in der Union schon Vorfestlegungen zu geben – oder noch Klärungsbedarf.
(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Klar ist für uns, dass CCS und CCU nur für die aktuell noch unvermeidbaren circa 5 Prozent Restemissionen Anwendung finden dürfen.
(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der Abg. Dr. Nina Scheer [SPD])
Es darf keine Fehlanreize für ein Fortbestehen der fossilen Wirtschaft und gegen den Hochlauf von grünem Wasserstoff geben.
(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Was jeweils als unvermeidbar gilt, muss laufend reevaluiert werden. Dieser Anteil muss immer kleiner werden; er wird auch immer kleiner. Aktuell trägt im industriellen Bereich vor allem noch – es ist schon erwähnt worden – die Zementindustrie zu diesen Restemissionen bei. Alternative Bautechnik und vor allem eine längere Lebenszeit der Bauwerke sind hierbei wichtige Optionen. CO2 könnte als Grundstoff in der Chemieindustrie Anwendung finden. Sichere Kreisläufe sind aber auch hier eine notwendige Bedingung für den Klimaschutz.
Alleine die Wiedervernässung der Moore hat das Potenzial an CO2-Vermeidung in der Größenordnung der derzeit erwarteten Restemissionen.
(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Lisa Badum [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sehr richtig!)
Daher sind neben dem raschen Ausbau der Erneuerbaren mehr Energieeffizienz und der natürliche Klimaschutz so entscheidend. Dazu hat Umweltministerin Lemke das bislang ambitionierteste Programm vorgelegt. Darauf muss unser Schwerpunkt liegen. Minister Robert Habeck wird jetzt –
Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt:
Herr Kollege.
Dr. Armin Grau (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
– eine gute Carbon-Management-Strategie vorlegen, und ich freue mich auf die weiteren Debatten um effektiven Klimaschutz mit Ihnen.
Vielen Dank.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)